Der Alltag beeinflusst den Körper in jeglicher Hinsicht. Vor allem der durch technologischen Fortschritt verursachte Bewegungsmangel ist eine große Herausforderung für die heutige Gesellschaft und mitverantwortlich für enorme Kosten im Gesundheitssystem. Durch lange sitzende Tätigkeiten im Büro, beim Essen oder beim Autofahren erhöhen sich bei vielen Menschen bekannte Krankheitsrisiken – wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen (bspw.. Bluthochdruck), muskuläre Schwäche oder Osteoporose.
Ein jedoch relativ unbekanntes Problem des Bewegungsmangels ist der Verlust der neuromuskulären Ansteuerung bestimmter Muskeln. Geht man zum Beispiel von einem stets längerem Sitzen auf einem Bürostuhl aus, kann es mit der Zeit dazu kommen, dass Muskeln verkümmern und dadurch das Nervensystem auf die mangelnde Belastung reagiert. Wird auf eine unbenutzte Struktur noch mechanischer Druck ausgeübt, so verschlimmert sich dieser Effekt und der Körper reagiert entsprechend mit dem Abbau von Nerven- und Muskelzellen. Der Körper und das Gehirn funktionieren dabei nach dem Prinzip „Use it or lose it!“. Besonders betroffen von dieser Art der „Anpassung“ ist der große Gesäßmuskel (Glutaeus Maximus) sowie weitere hüftstreckende Muskeln. Eine fehlende oder unzureichende Ansteuerung dieser Gesäßmuskulatur führt zu schwerwiegenden Folgen.
Der große Gesäßmuskel ist einer der stärksten Muskeln im menschlichen Körper. Verliert dieser Muskel nun seine neurologische Ansteuerung, kann er seine natürliche Funktion, nämlich die Streckung der Hüfte, nur noch zu einem gewissen Teil oder gar nicht mehr erfüllen. Das wiederum führt zu einem veränderten Gangbild, welches eine deutliche Hüftinstabilität zeigt. Mögliche Folgen sind stärkere Abnutzungen der Knorpel und Knochengewebe sowie Rückenschmerzen und Verspannung – alles Versuche des Körpers, der Instabilität entgegen zu wirken.
Versucht man durch Training diesem Abbauprozess entgegenzuwirken, gilt es vor allem darauf zu achten, wie mögliche korrektive Übungen ausgeführt werden. Eine Kniebeuge bspw. beansprucht sowohl die Gesäßmuskulatur als auch die Oberschenkelmuskulatur. Liegt vor dem Training bereits eine unzureichende Ansteuerung des Gesäßes vor, so wird während dieser Kniebeuge also vor allem die Oberschenkelmuskulatur beansprucht. Somit wird man das Problem nicht lösen.
Bei der Ausführung gilt es darauf zu achten, dass man bewusst die gewünschte Muskulatur voraktiviert. Die wenigsten Trainierenden konzentrieren sich während des Training auf eine bewusste Ansteuerung der Muskulatur. Zusätzlich kann man durch eine Verlagerung des Körperschwerpunktes den entsprechenden Muskel stärker oder schwächer belasten. Zum Beispiel wird die Gesäßmuskulatur stärker aktiviert, sobald das Gewicht während der Kniebeuge auf die Ferse verlagert wird. Im Gegensatz dazu wird vor allem die Oberschenkelvorderseite trainiert, sobald der Vorfuß belastet wird.
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